28.12.2018

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das schöne trat mir so still entgegen. auffälligkeiten und unauffälligkeiten
gaben sich die hand und waren wie verschwistert. das bedeutende zerrann,
und ich widmete den unbedeutenden dingen eine genaue achtsamkeit und
war sehr glücklich dabei. so vergingen die tage, wochen, monate…

robert walser
[aus: das frühjahr, 1915]
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20.12.2018

memories ...

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memories warm you up from the inside.
but they also tear you apart.
- haruki murakami


nur nicht enden ...

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nur nicht enden möge diese seligkeit dieses lebens nur nicht enden ich habe ja erst angefangen zu schauen zu sprechen zu schreiben zu weinen und hinter den jalousien das mich scheuchende licht des morgens, oh sprieszendes blut und blüte des leibes, 'privatisierung der literatur' (jd), wahnwitz der heiligkeit dieses lebens das ich ans herz (drücke), das mir so teuer – wahrlich dieser mich umarmende horizont gabe meiner bekenntnisse während wehende veilchen.


friederike mayröcker
[aus: dieses jäckchen (nämlich) des vogel greif. gedichte 2004-2009 - suhrkamp]

plötzlich.

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plötzlich stürzte er hin und war wieder am leben.

elias canetti
[aus: aufzeichnungen 1973-1984]

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10.12.2018

on my shoulder.

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i’ve had an angel on my shoulder all my life.

barbara hale
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03.12.2018

kurz gesagt.

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die katzen sind katzen, kurz gesagt, und ihre welt ist die der katzen, von einem ende zum andern.

rainer maria rilke
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01.12.2018

überlebensstrategien.

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ernst dreinschaun
keinen schatten werfen
unauffällig das thema wechseln

klaus roth.


26.11.2018

es ist zeit.

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es ist zeit, dass man weiss!
es ist zeit, dass der stein sich zu blühen bequemt,
dass der unrast ein herz schlägt.
es ist zeit, dass es zeit wird.

es ist zeit.

paul celan
[in: corona, aus: mohn und gedächtnis - deutsche verlags-anstalt]

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22.11.2018

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nur die liebe und der tod verändern restlos alles.

khalil gibran
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15.11.2018

poetry.

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poetry is an echo, asking a shadow to dance.

carl sandberg
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ins unabsehbare.

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herbst sagst du
aber ich sage dir
nicht oktober nicht november
du musst einen neuen kalender erfinden
ein andres alphabet
eine sprache die einhalt gebietet
denn die zeit fällt
fällt ins unabsehbare
und wir fallen mit ihr

rose ausländer
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12.11.2018

herbst.

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herbst blättert von den bäumen ....

11.11.2018

löwenmäulchen.

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wirf die löwenmäulchen hinter dich. du
darfst dich nicht umdrehen. lass alles
zurück, was dich an sie erinnert. den
kehricht vor dem tor, den buchstabierst
du im winter, wie ein sperling den märz.
schon weißt du nicht mehr, was es war.
schnee, als wäre er nie hier gewesen.
leere hofeinfahrten, eine fälschliche
behauptung, die schwarzäugige susanne
hinter deinem rücken. kein name für
dein mädchen. das dorf hat kein haus für
dich. nicht einmal im wald lässt es sich
wohnen. du fragst dich, während du
gehst, ob es das pflaster ist, das deine
schuhe nicht trägt oder deine schuhe
nicht das pflaster.


ronya othmann
[gefunden bei lyrikline]

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17.09.2018

29.07.2018

never.

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i carry your heart with me
(i carry it in my heart)
i am never without it ...

e. e. cummings
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stehen geblieben.

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man sollte ...

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man sollte die dinge so nehmen,
wie sie kommen.
aber man sollte auch dafür sorgen,
dass sie so kommen,
wie man sie nehmen möchte.

curt goetz 
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02.07.2018

tanzen.

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man muss die stille tanzen.
und die violinen.
auch wenn keine da sind.

gerardo portalea.

alles ...

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alles ist eine frage der sprache.

ingeborg bachmann
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i dream.

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i dream of painting and then i paint my dream.

vincent van gogh
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diese zärtlichkeit ...

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diese zärtlichkeit, mit der einen alles vergebliche erfüllt.


elias canetti
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07.06.2018

blau.

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blau kommt auf
wie mörikes leiser harfenton.
immer wieder
wird das so sein.

karl krolow
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01.06.2018

fröhlichkeit.

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wir haben fröhlichkeit nötig und glück, hoffnung und liebe.

vincent van gogh
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30.04.2018

die tage.

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ich gebe die tage aus der hand, als hätte ich genug davon.

elisabeth borchers
[aus: nicht zur veröffentlichung bestimmt, ein fragment - weissbooks.w]
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die liebe.

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wissen möchte ich, ob man die liebe, wenn sie einst aufhört, nicht mehr vermisst.

eva strittmatter
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24.04.2018

sotto le stelle.

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ach ist ein synonym für nichtausgesprochenes.
ach. nichtauszusprechendes.

- elisabeth borchers


unsere blicke treffen sich an den sanft
mütigen hügeln die langsam verblassen
am horizont kleine wolken & im abend
rot tanzt das kind mit frisch gepflückten
blumen im arm seine augen glitzern -
stella stellina summst du vor dich hin
im hintergrund lächeln unsere väter &
heimat sind diese inseln im innern
voll licht

marianne rieter - für eva.

whatever ...

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whatever it is you're seeking won't come in the form you're expecting.

haruki murakami
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07.04.2018

verso il sud.

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orte; einen stein mitnehmen und ein herz dort lassen.
- erika burkart


fragt man sich warum. warum diese fenster ohne glas, jene linie
blau über blau, die leichtigkeit von schwalbenkörpern im flug.
fragt nach ... vielleicht der zuverlässigkeit der sinne. verändert
eine lautstärke, eine haarfarbe, eine gangart. fischt im trüben.
solange die füsse tragen, sei immer ein weg, sagt man
und wirft nicht den ersten stein.

nieselregen. explodierendes grün. im hintergrund leise satz-
fragmente. die geckos schlafen. der duft nach rosmarin und
feuchter erde. und ahnt nur am horizont zwischen himmel
und wasser, dass die inseln noch sind am vermutlichen ort.
die verfallenen kirchen und häuser, wo die kinder der kinder
der blumenkinder singen

in den gassen frühlingskatzen, verwaschenes grau, ein zahnloses
bongiorno. versprengte touristinnen. - selbst die blüten unter
dem dach der olivenbäume wissentlich rotfädig, mimosenartig.
im auge gewächshäuser, regenwolken. landeinwärts hügel
mit türmen. zwei grosse meister. stimmig die geschichte
von der kleinen frau, dem fliegendem kleid.

eine ankunft, eine freundlichkeit, eine ebene, denkt man. genug
ergeben, gelitten, gehalten. aber rückwärts in die täler? wieder ich
oder du? das flüchtige haus? das innere exil? denkt man, die nähe
des mondes, die kleineren stimmen, die vögel und steine.
diese dankbarkeit gegenüber hautschichten, landschaften,
den wortnestern im kopf, den zahllosen gärten.

frachtschiffe, in sicherer entfernung gewitterblitze. es spielt keine rolle,
sagt man und wendet sich ab. – ohne direkte reaktion bleibt
das letzte wort, als wäre es wahrheit. bleibt gefangener der spiralen.
gegenüber diese persönlichen verschiebungen, das launenhafte
der mauern, der bittere geschmack am ende des tages.
wo führt das hin, fragt man

gebrochene ufer. niemandsland der wasser. das unnahbare
einer anderen sprache. jede wolke ein halt. jeder fisch ein grund,
der flüchtet. doch fügt nicht stille, nicht laut die nachlässige spanne.
der fuss. die welle. das geschriebene wort. - zerbrechliche gaben
gegen abend im schatten blühender linden.
sind diese lieder vielleicht nichts?

ein kleiner fleck heimat ohne sichtliche resonanz in der mitte
der zeit. noch nicht - vermutlich auch nie - genug dieses sehnen,
das lächeln einer hand, das erlösende wort. löscht man frühere zeilen,
heilen die brüche,
denkt man und weiss es doch besser.
bis der himmel aufreisst. weit draussen im nichts ein einzelnes boot.
dieses licht in den segeln. dieses licht ...

marianne rieter
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31.03.2018

die ebenen meiner tage.

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es kostet hellwache tage
es kostet schlaflose nächte
um heraus zu finden
was ins helle gehört
und was im dunkeln bleiben muss

hinter der hecke aus nacht
müssen rosenstöcke sein
die jeden schläfer
betäuben mit tausendjährigem duft

am ende aller wege
muss es weitere wege geben und uhren
ohne uhrwerk
die sich durchs zeitlose ticken
in aufreizender sinnlosigkeit

werner lutz
[aus: die ebenen meiner tage, waldgut]

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30.03.2018

an einem solchen morgen.

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lass uns
hinausgehen
in das präludierende licht
der frühe.
lass uns
das windwasser
schmecken,
das über uns
hinströmt.
lass uns
den tag grüssen,
der die anker gelöst hat
und kurs
auf die vielfalt
nimmt.
es müsste
der friede
an einem solchen morgen
doch sichtbar werden
am horizont.

walter helmut fritz
[aus: der deutsche lyrikkalender 2013]


augenschein.


alles ist augenschein.

die bäume haben
einen grünen atem.

aus einem schritt
wird ein luftsprung.
die erde ist nicht mehr
fest unter den sohlen.

der kleine himmel
eines blauen wassers.

die fröhlichkeit ist
ein junges tier.
ohne flügel nimmt sie
ihren weg nach oben.


karl krolow
[aus: gesammelte gedichte 2 - suhrkamp]

28.03.2018

wolken ohne schatten ...

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wolken ohne schatten,
auf der südseite aber,
ist ein stückchen himmel
traurig blau.

fernando pessoa
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26.03.2018

ein bisschen ...

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frühling! :-)


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19.03.2018

verankert.

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fest verankert wie ein luftballon.

- haruki murakami
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freude herrscht *-)

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so eine grosse freude und ehre! gleich zwei meiner geburtstagsstraussbilder (was für ein wort!)
sind im aktuellen showcase von TheAppWhisperer der wunderbaren joanne carter zu finden.
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12.03.2018

jeden.

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keinen verderben lassen, auch nicht sich selber,
jeden mit glück erfüllen, auch sich. das ist gut.

- bertolt brecht
[gefunden bei "aus stillen fenstern"]
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life is ...

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life is your art.
an open, aware heart is your camera.
a oneness with your world is your film.
your bright eyes and easy smile is your museum.

- ansel adams
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19.02.2018

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observe the wonders as they occur around you. don't claim them.
feel the artistry moving through and be silent.

- rumi
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blindgänger.

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mich zeichnen schleifspuren
duftmarken kreuzwege

ohne ziel bricht das licht sich
in den nebelfeldern der iris
- diese stille liturgie -

nichts bleibt zu sagen
wofür es worte gäbe
auch ohne dein zutun

sammelte ich scherben
wäre ich blind

marianne rieter.

11.02.2018

with ...

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with all my heart.
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what you love.

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03.02.2018

für einen moment.

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findest du auch, dass jede reise
um dich den radius vergrössert, dessen mitte heimat ist.
für einen moment, obwohl wir uns bald in
entgegengesetzte richtungen bewegen werden, fühlt es sich an
als sei ich zur ruhe gekommen.

gabeba baderoon
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memories.

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memories are the best things in life, I think.

romy schneider
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22.01.2018

always.

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always leave room in your garden for the angels to dance.

- unknown
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19.01.2018

love.

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am meisten.

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wo man am meisten fühlt, weiss man am wenigsten zu sagen.

annette von droste-hülshoff
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eines tages.

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eines tages alt sein und noch lange nicht alles verstehen, nein,
aber anfangen, aber lieben, aber ahnen, aber zusammenhängen
mit fernem und unsagbarem bis in die sterne hinein!

rainer maria rilke
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12.01.2018

tulips.

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nur manchmal ...

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nur manchmal,
während wir so schmerzhaft reifen,
dass wir beinahe daran sterben,
erhebt sich aus allem,
was wir nicht begreifen,
ein gesicht und sieht uns strahlend an.

rainer maria rilke
[aus: an die prinzessin, 1906]
[.